Straßenbahn

Das Übrige

Der Combino-Prototyp

Durch Weiterentwicklung in der Technik der Fahrzeuge und immer höheren Ansprüchen bei der Ausstattung stiegen die Herstellungskosten stark an. Die bisherigen entwickelten und gelieferten Niederflurbahnen wurden meistens in kleineren Serien nach den Wünschen der einzelnen Verkehrsbetriebe entwickelt. Um eine Einsatztauglichkeit zu erreichen, musste nicht selten eine Anpassung der Gleisanlagen erfolgen, welche ebenfalls hohe Kosten verursachte. Aufwendige Konstruktionen wie Einzelradlaufwerke und neue Elektronik schlugen sich ebenfalls auf den Herstellungspreis nieder.

So entstand der Wunsch nach einem kostengünstigen Einheitsfahrzeug, das erprobte Fahrzeugtechnik mit einem hohen Maß an Komfort und Sicherheit bietet. Ebenfalls sollte ein ansprechendes Design entwickelt werden. Dies war der Beginn für Ingenieure von SIEMENS Verkehrstechnik und DUEWAG ein neues Fahrzeug in 100-prozentiger Niederflurbauweise zu entwickeln. Die Planung begann im Juni 1994. Ziele der Entwicklung waren eine hohe Flexibilität, geringer Anschaffungspreis, niedrige Betriebskosten und weniger Energieverbrauch und einfache Wartung des Fahrzeugs. Erreicht werden sollte dies durch eine modulare Aufbauweise des Fahrzeugs, was dann zu dem Namen Combino führte, in Aluminiumbauweise mit geschraubten statt geschweißten Verbindungen, sowie neuartigen Fahrwerken mit Zweirad-Längsantrieb.

Bild: Der Combino-Prototyp beim Fahrzugkorso am 22. Mai 2005 in der Puschkinallee

Der Combino-Prototyp beim Fahrzugkorso am 22. Mai 2005 in der Puschkinallee.
Foto: Michael Dittrich, 22. Mai 2005

Für die Erprobung der Alltagstauglichkeit wurde im Januar 1995 mit dem Rohbau eines Prototypen begonnen. Er erhielt damals alle für die Serie vorgesehenen Modulvarianten. Gebaut wurde ein vierteiliger Zweirichtungswagen mit einem zweiachsigen Kopfmodul, einer zweitürigen Sänfte (Wagenteil, welches zwischen zwei Modulen hängt), einem kleinen zweiachsigen Fahrwerksmodul und einem Mittelmodul mit einer Doppeltür. Dieses ist mit einem einachsigen Kopfteil fest verbunden. Auf dem Dach dieses Moduls befindet sich auch der Stromabnehmer. Das Einzelrad-Einzel-Fahrwerk (EEF) ist eine Besonderheit des Prototyps, die Serienfahrzeuge haben diese Bauform nicht erhalten. Im April 1996 begannen die ersten Erprobungen des Fahrzeugs und am 3. Juli 1996 erfolgte dann im DUEWAG Werk in Düsseldorf das Rollout. Seine erste Präsentation erfolgte dann vom 7. Oktober 1996 bis 8. Oktober 1996 in Berlin bei der BVG, danach erreichte der Wagen am 10. Oktober 1996 Potsdam. Dort blieb er dann bis 13. Oktober 1996.

Während der Prototyp zur Erprobung in Wien war, erfolgte in Potsdam die Bestellung von 48 Combinos. Nach Besuchen in Stuttgart und Essen kam der Prototyp vom 1. Juli 1997 bis 25. August 1997 wieder nach Potsdam, wo er im regulären Fahrgasteinsatz getestet wurde. Es folgten weitere sehr erfolgreiche Einsätze in Amsterdam, Augsburg, Alicante, Barcelona, Basel, Erfurt und weiteren Städten. Nach erfolgreichem Start der Serienlieferungen wurde ab 1999 der Prototyp für Vorführfahrten nicht mehr benötigt. Aus diesem Grund bot ViP an den Prototypen bei sich unterzustellen, wovon SIEMENS gerne Gebrauch machte. So war der Prototyp ab Februar 2001 auf dem Betriebshof der ViP hinterstellt. Am 26. September 2002 ging der Prototyp in das Eigentum der ViP über. Seinen vorerst letzten Einsatz hatte er während der Feierlichkeiten zum Jubiläum 125 Jahre Straßenbahn in Potsdam.

Bild: Der Combino-Prototyp bei einem Tag der offenen Tür am 9. September 2006 auf dem Betriebshof der ViP

Der Combino-Prototyp bei einem Tag der offenen Tür auf dem Betriebshof der ViP.
Foto: Michael Dittrich, 9. September 2006

Sanierung und Einsatz als Linienfahrzeug

Am 16. April 2008 wurde der Prototyp zur Sanierung und Anpassung für den Liniendienst auf dem Betriebshof der ViP abgeholt. Nach erfolgreicher Sanierung und diversen Anpassungen ist das Fahrzeug am 16. Juli 2009 nach Potsdam zurückgekehrt. Bei der Anpassung wurde ein Fahrerstand mit einem Fahrerstand der Serienlieferung ausgestattet. Da der Wagen nur als Einrichtungswagen verkehren soll, wurden die linkseitigen Türen verschlossen, können aber nach Angaben der ViP jederzeit in Betrieb genommen werden. Lackiert ist das Fahrzeug in der Unternehmensfarbe des Verkehrsbetriebes, die Zielanzeige wurde durch eine dunkelgelbe Anzeige ersetzt. Am 4. Januar 2010 wurde der Combino 400 erstmals im Fahrgastverkehr gesichtet.

Bild: Der Combino-Prototyp auf dem Betriebshof der ViP mit seinem neuen Namen "Perugia" am 28. Januar 2010

Der Combino-Prototyp auf dem Betriebshof der ViP mit seinem neuen Namen "Perugia" am 28. Januar 2010.
Foto: Sammlung Michael Dittrich


Technische Daten:
Hersteller: Siemens
Baujahr: 1996
Länge: 26.380 mm
Höhe: 3.430 mm
Breite: 2.300 mm
Leermasse: 25 t
Höchstgeschwindigkeit: 70 km/h
Sitzplätze: 51

Autor:
Michael Dittrich

Quelle:
Infoflyer ViP Verkehrsbetrieb Potsdam GmbH
SIEMENS Transportation (Webseite leider nicht mehr vorhanden!)


Die Modernisierung der KT4D Die Combino-Serienfahrzeuge