Straßenbahn

Das Übrige

Die Gotha-Einzelwagen

Eine erste Weiterentwicklung, nach der vom Werk VEB Waggonbau Werdau entworfenen Wagen, war die Bauserie T 57 mit zugehörigen Beiwagen B 57.
Dieser verbesserte, ebenfalls zweiachsige, Wagen zeichnete sich durch das neue Design des Wagenkastens und durch eine stärkere Stabilität aus. Technisch wurde die Starkstromausrüstung des Wagens beibehalten, für die Hilfsstromkreise wurde eine 24-Volt-Anlage installiert. Nach Potsdam kamen zwischen 1958 und 1960 sechs Triebwagen und fünf Beiwagen dieses Typs. Die Beiwagen wurden noch mit einer Dachglocke, für das Schaffnersignal, aus Messing versehen, da diese Beiwagen auch mit anderen Altbaufahrzeugen gekuppelt wurden.

1967 erhielt Potsdam drei Einrichtungstriebwagen und fünf Einrichtungsbeiwagen von der weiterentwickelten Serie T2-64 und B2-64. Diese Bauserie unterscheidet sich zu ihren Vorgängern darin, dass sie eine vergrößerte Fahrerkabine hatte, das schmale erste bzw. letzte Seitenfenster ist breiter ausgeführt und alle Seitenfenster sind als Klappfenster mit vergrößerten Klappteilen ausgeführt worden. Ein neuer Fahrschalter Typ StNFB 4 mit je 20 Fahr- und Bremsstufen wurde eingebaut, die Getriebeübersetzung der Motoren wurde auf 5,41:1 geändert. Bei den Beiwagen wurde ein neues Fahrgestell mit klassischen Achshaltern konstruiert und eine Fahrgast-Notbremseinrichtung eingebaut.
Die Bedienung aller Türen, Signalanlagen und Beleuchtung erfolgte zentral vom Fahrer. Die Beleuchtung erfolgte durch Leuchtstoffröhren anstatt einer verkleideten Glühlampenreihe in Wagenmitte und an den Rücklehnen der Sitze wurden senkrechte Haltestangen angebracht.

Bild: Der aus den Wagen 109 + 214 + 218 bestehende Museumszug der Bauart Gotha in der Puschkinallee

Der aus den Wagen 109 + 214 + 218 bestehende Museumszug der Bauart Gotha in der Puschkinallee.
Foto: Michael Dittrich, 1. Juni 2008

Drei weitere Beiwagen dieses Typs kamen 1969 nach Potsdam, der Waggonbau Gotha firmierte nun unter der Bezeichnung VEB Luft- und Kältetechnik, die aus Lagerbeständen gefertigt wurden. Nach einem Beschluss vom Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe (RGW) wurde die Produktion von Straßenbahnen in der DDR eingestellt und an das CKD Werk in Prag abgegeben.

Bild: Der aus den Wagen 109 + 214 + 218 bestehende Museumszug der Bauart Gotha kurz vor der "Käferkurve"

Der aus den Wagen 109 + 214 + 218 bestehende Museumszug der Bauart Gotha kurz vor der "Käferkurve".
Foto: Michael Dittrich, 2. September 2007

Die Anlieferung von Tatra-Fahrzeugen von CKD Prag ermöglichte den Städten Karl-Marx-Stadt (heute: Chemnitz) und Magdeburg die Abgabe von weiteren Trieb- und Beiwagen des Typs T2-64 und B2-64. So wurden von 1973 bis 1978 insgesamt 20 Triebwagen und 40 Beiwagen der Baujahre 1965 bis 1969 nach Potsdam umgesetzt.
Ältere Wagen konnten nun ausgemustert oder in Arbeitsfahrzeuge umgebaut werden. Zu Beginn der achtziger Jahre war der Verkehrsbetrieb Potsdam kaum noch in der Lage die Gotha-Wagen in Schuss zu halten. Die viel zu kleine Werkstatt des Betriebes war mit der Betreuung der Wagen völlig überlastet. Da die Wagen aber wegen der Netzerweiterung eingesetzt werden mussten, kamen immer öfter verrostete Züge zum Einsatz. Eine Ende 1987 gestartete Großaktion ermöglichte es, die Dächer und teilweise auch die Seitenwände neu zu beblechen. Dabei wurde damit begonnen die Wagen der rot-weißen Lackierung der Tatra-Bahnen anzugleichen. Durch eine Umsetzung zahlreicher Wagen der Tatra-Bahnen aus Berlin im Jahre 1989 war es Potsdam möglich alle seine Gotha-Wagen aus dem Verkehr zu nehmen. Bis auf die heute noch erhaltenen Museumswagen 109 (T2-64), 214 (B2-64) und 218 (B2-64) wurden alle Gotha-Wagen in der Zeit von 1989 bis 1991 verschrottet.


Technische Daten: Typ T 57 Typ T2-62
Hersteller: VEB Waggonbau Gotha VEB Waggonbau Gotha
Baujahre: 1957 - 1961 1962 - 1965
Lünge: 10.900 mm 11.620 mm
Höhe: 3.115 mm 3.115 mm
Breite: 2.200 mm 2.200 mm
Leermasse: 12,9 t 12,8 t
Höchstgeschwindigkeit: 40 km/h 50 km/h
Sitzplätze: 22 23
Stehplätze: 65 65

Autor:
Michael Dittrich

Quelle:
Nahverkehr Potsdam, Verlag Geramond, ISBN: 3-932785-03-7
www.gothawagen.de


Die Einheitswagen vom Typ ET/EB 50 und ET/EB 54 Die Gotha-Gelenkwagen