Straßenbahn

Das Übrige

Die Potsdamer Variobahn

Neukauf von Bahnen im Jahre 2005

Ein Kauf neuer Straßenbahnen wurde nach Angaben der Potsdamer Neuesten Nachrichten (PNN) vom 30. September 2005 auf Eis gelegt. Dazu schreibt die Zeitung:

„Potsdam hat den Neukauf von 19 Straßenbahnen auf Eis gelegt. Darauf hat sich der Aufsichtsrat der Verkehrsbetrieb Potsdam GmbH (ViP) gestern in einer außerordentlichen Sitzung geeinigt. Grund für den Stopp der Kaufpläne ist die unklare Finanzlage, sagte Aufsichtsratsvorsitzender Burkhard Exner auf PNN-Anfrage. Weil auf Bundesebene die so genannten Regionalisierungsmittel gekürzt werden sollen, sei mit einer Reduzierung der Gelder für Potsdam in siebenstelliger Höhe zu rechnen. Damit "wackelt ein Finanzierungsbaustein" für den Neukauf der Straßenbahnen, der ein reines Investitionsvolumen von rund 40 Millionen Euro habe, so Exner. Dieses Risiko sei betriebswirtschaftlich nicht zu verantworten, deshalb werde die Stadt Potsdam bis frühestens Mitte 2006 keine Ausschreibung für die 19 neuen Bahnen starten. Der Neukauf wurde nötig, nachdem bei den Combinos von Siemens gravierende Mängel festgestellt wurden; die Bahnen sogar zeitweise weltweit aus dem Verkehr gezogen wurden.“

Es sollte einige Jahre dauern, bis die Finanzierung neuer Fahrzeuge geklärt werden kann.

Die Ausschreibung und Vergabe des Auftrages

Am 20.12.2007 wurde unter der Nummer 298848-2007-DE im Amtsblatt der Europäischen Union die Ausschreibung neuer Straßenbahnen bekannt gegeben. In dieser Ausschreibung wurde gefordert: „Herstellung und betriebsbereite Lieferung von mindestens 8 Stück bis maximal 19 Stück Einrichtungs-Niederflurstraßenbahnen in min. 65 %-Niederflurbauweise für das Leitungs- und Gleisnetz der Landeshauptstadt Potsdam mit einer Beförderungskapazität von ca. 180 Fahrgästen (4 Pers./m²), davon ca. 1/3 Sitzplätze. Länge: ca. 30 m, Breite: 2,30 bzw. 2,40, Spurweite: 1 435 mm.“

Die Laufzeit dieser Ausschreibung ging bis 5. Mai 2008 und wurde dann bis zum 26. Mai 2008 verlängert.

Die Unternehmen Alstom, Skoda und Bombardier haben kein Gebot abgegeben, so blieb dem Verkehrsbetrieb die Wahl zwischen Stadler (Variobahn und Tango) und SIEMENS (Combino).
Der Presse war zu entnehmen, dass sich der Aufsichtsrat der ViP für den Kauf der Variobahn von Stadler entschieden hatte. Nach Bekanntgabe der Vergabe an die Firma Stadler hat die Firma SIEMENS am 30. Oktober 2008 gegen die Vergabe bei der Vergabekammer Widerspruch eingelegt. Erst Ende Dezember 2008 kam die Entscheidung, die Vergabe ist rechtmäßig. Nun hatte die Firma SIEMENS 14 Tage Zeit dagegen Klage zu erheben. Am 6. Januar 2009 berichtet die Presse über die Klageerhebung gegen die Vergabe, womit sich die Vergabe weiter verzögerte. Die Klage wurde abgewiesen und der Vergabe des Auftrages an die Firma Stadler stand nun nichts mehr im Weg.
Der Vertrag über den Kauf von zehn Straßenbahnen wurde am 30. Januar 2009 unterschrieben.

Bild: Die erste Variobahn auf dem Betriebshof der ViP. Aufgenommen am 13. Mai 2011

Die erste Variobahn auf dem Betriebshof der ViP
© Michael Dittrich

Der Bau und Anlieferung der Variobahn

Mit dem Bau der Variobahn wurde bei Stadler Pankow am 18. Juni 2010 begonnen. Am 9. Dezember 2010 wurde dem Aufsichtsrat und der Presse die erste Variobahn bei der Firma Stadler Pankow vorgestellt. Am 12. Januar 2011 erfolgte der Transport der Bahn ins Servicecentrum Velten, wo der Kundenbeirat der ViP diese am 19. Januar 2011 besichtigte.
Angeliefert wurde die Bahn in der Nacht von vom 12. zum 13. Mai 2011. Am 13. Mai 2011 erfolgte dann im Rahmen eines Roll-In die feierliche Übergabe der Bahn an den Verkehrsbetrieb. Dazu wurden die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die Mitglieder des Kundenbeirates und die Presse eingeladen.
Nach Ansprachen des Aufsichtsratsvorsitzenden und Finanzbeigeordneten der Stadt Potsdam, Burkhard Exner, ViP-Prokurist Martin Grießner und dem Geschäftsführer der Stadler Pankow GmbH Michael Daum, wurde in einem grünem Tuch gehüllte Variobahn enthüllt und konnte dann besichtigt werden.

Nun erfolgen die technischen Abnahmen, Zulassung und die Ausbildung der Straßenbahnfahrer. Voraussichtlich am 17. September 2011 wird die Bahn bei einem Tag der offenen Tür auf dem Betriebshof der ViP im Rahmen eines Roll-Out dem Fahrgastverkehr übergeben. Bis dahin soll auch die zweite Variobahn geliefert worden sein.

Ausstellung auf dem Stadtwerkefest

Eine Variobahn, Wagen 421, konnte auf dem Potsdamer Stadtwerkefest vom 1. bis 3. Juli 2011 besichtigt werden. Dazu war sie, mit schwarzen Folien beklebt, mittels eines Tiefladers zum Lustgarten gebracht und dort auf einem, extra dafür verlegten, Stück Schiene ausgestellt worden. Für den Einstieg sorgten Holzpodeste bzw. Rampen für die Rollstuhlfahrer. In der Bahn hatten Mitarbeiter des Verkehrsbetriebes und der Firma Stadler Pankow GmbH den Fahrgästen für Fragen und auch Hinweise zur Verfügung gestanden. Bei dieser Gelegenheit wurde auch der neue ViP-Fahrkartenautomat erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt. Die Bahn wurde dann am Abend des 4. Juli 2011 wieder mittels eines Tiefladers zum Betriebshof des ViP gebracht.

Bild: „Roll-Out“ der Variobahn auf dem Betriebshof der ViP. Aufgenommen am 17. September 2011

„Roll-Out“ der Variobahn auf dem Betriebshof der ViP
© Michael Dittrich

„Roll-Out“ am 17. September 2011

Bei einem Tag der offenen Tür auf dem Betriebshof des ViP wurde ein Gleis der Werkstatthalle mit einem Riesenplakat verhängt. Hinter diesem stand sie: die Variobahn 421 für Potsdam. Nach einer kleinen Fahrzeugparade, bei der neben dem Wiederaufbau des Lindner-Wagens (Nr. 9) auch die anderen historischen Fahrzeuge der Verkehrsbetriebe Potsdam gezeigt wurden, erfolgte dann der „Roll-Out“ der Variobahn. Gefahren wurde sie vom Oberbürgermeister der Stadt Potsdam, Jann Jakobs, unter Anleitung eines Fahrlehrers. Nach dem „Roll-Out“ erfolgte die Taufe der Variobahn auf den Namen Opole, dem heutigen Namen des schlesischen Oppeln, im Beisein des Geschäftsführers des ViP, Martin Grießner, Oberbürgermeister Jann Jakobs und dem Bürgermeister der Stadt Opole, Ryszard Zembaczyński. Opole ist seit 1973 Partnerstadt der Stadt Potsdam und liegt in der Nähe von Breslau.

Nach dem „Roll-Out“ startete die Variobahn zu ihrer ersten Sonderfahrt über Hauptbahnhof, Kirschallee und zurück zum Betriebshof des ViP. Weitere Sonderfahrten entfielen wegen eines Defektes am Fahrzeug. Sie wurde für den regulären Einsatz am nächsten Tag vorbereitet. Die andere ausgestellte Variobahn (Nr. 422) war noch nicht für den Fahrgastverkehr zugelassen.


Wozu Probefahrzeuge? Die Potsdamer Variobahn (Teil 2)