Straßenbahn

Das Übrige

Die Fahrpreisentwicklung 1920 bis 1923

Allgemeines

Durch die Aufhebung der Noteneinlösungspflicht mit Beginn des Ersten Weltkrieges am 4. August 1914 begann eine bis dahin nie da gewesene Geldentwertung. Durch diese Aufhebung konnte niemand von der Bank verlangen, seine Banknoten in Metallgeld umzutauschen.

Der Erste Weltkrieg ging für das Deutsche Reich verloren und es mussten sehr hohe Reparationen geleistet werden. Dies steigerte die Inflation und die damit verbundene Geldentwertung weiter, da diese durch Drucken weiterer Geldscheine geleistet wurden. [1]

Grafische Darstellung der Fahrpreise von 1920 bis 1923


Das Jahr 1920

Zum Jahresbeginn lag der Fahrpreis für einen Fahrschein 1 - 4 Teilstrecken bei 0,25 Mark.

Zum 4. April 1920 erhöhte man diesen auf 0,40 Mark. Schon zum 28. Juni 1920 erhöhte man die Fahrpreise ein weiters mal, auch wenn der zu entrichtende Betrag auf 0,30 Mark sank. Der Fahrschein war nur noch für 1 - 2 Teilstrecken gültig. Eine weitere und für das Jahr 1920 auch letzte Erhöhung erfolgte zum 8. November auf 0,50 Mark.

Insgesamt verdoppelte sich der Mindestfahrpreis im Laufe des Jahres.

Tabellarische Auflistung und grafische Darstellung der Fahrpreise 1920


Das Jahr 1921

Das Jahr 1921 gestaltete sich für den Bereich Straßenbahn ziemlich turbulent. Der Fahrpreis von 0,50 Mark für 1 - 2 Teilstrecken blieb bis zum Beginn des Streiks der Straßenbahner am 27. Mai 1921 erhalten. Dieser Ausstand dauerte bis zum 9. Juli 1921 an. Ab 10. Juli 1921 erhöhte sich der Fahrpreis für 1 - 2 Teilstrecken auf 0,60 Mark. Ab dem 7. November 1921 gab es wieder Fahrscheine für 1 - 4 Teilstrecken für 1,00 Mark. Die Fahrscheine für 1 - 2 Teilstrecken wurden abgeschafft. Rein rechnerisch hat sich für den Fahrgast nichts geändert. Er zahlte theoretisch am Jahresende den gleichen Fahrpreis wie am Jahresanfang auch, wenn er real auch den doppelten Fahrpreis zu entrichten hatte.

Tabellarische Auflistung und grafische Darstellung der Fahrpreise 1921


Das Jahr 1922

Mit der zunehmenden Inflation stiegen die Fahrpreise nun rasant und kontinuierlich an. Immerhin wurden die Fahrpreise insgesamt acht Mal verändert.

Um nicht den Betrag von 1,00 Mark ändern zu müssen, wurden ab 1. Februar 1922 die Anzahl der Teilstrecken von 1 - 4 auf 1 - 2 reduziert.

Weitere Erhöhungen folgten zum 1. April und 4. Juni 1922. Dabei verdoppelte sich der Fahrpreis. Ab August 1922 erfolgten die Erhöhungen monatlich. Ab dem 24. Dezember 1922 kostete ein Fahrschein schon 40,00 Mark. Insgesamt stieg der Fahrpreis somit rechnerisch um 7900%!

Tabellarische Auflistung und grafische Darstellung der Fahrpreise 1922


Das Jahr 1923

Für das Jahr 1923 gibt es keine Angaben über die möglichen Teilstrecken. In der vorliegenden Statistik wird nur von niedrigsten Fahrpreisen geschrieben.

Die Preissteigerungen waren extrem. Stiegen in den ersten Monaten des Jahres 1923 die Fahrpreise noch monatlich, mit Ausnahme von den Monaten April und Juni, änderte sich dieses ab Juli 1923. Dabei erfolgten Preiserhöhungen von bis zu 900%. Den absoluten Höhepunkt erreichte der Fahrpreis ab dem 15. November 1923 mit 30 Milliarden Mark.
Insgesamt stieg der Fahrpreis vom Januar bis 15. November 1923 um 74,9 Milliarden Prozent an.

Zum Vergleich einmal die Steigerung einer Kilowattstunde Strom. Vom Januar 1923 bis Dezember 1923 steigt der Preis von 180 Mark auf 40 Milliarden Mark.

Erst die Einführung der Rentenmark, ab dem 15. November 1923 ausgegeben, führte zu einer Entspannung. Man strich gegenüber der Papierwährung einfach 12 Nullen weg. Somit lag der Wert eines Goldpfennig bei ca. 1 Milliarde Mark des Papiergeldes. Ab dem 15. Dezember 1923 kostete der Fahrschein 10 Goldpfennig.

Tabellarische Auflistung und grafische Darstellung der Fahrpreise 1923


Autor:
Michael Dittrich

Quellenangaben:
Mitteilungen der Stadt Potsdam, Heft 1, 1920 - 1923