Fremdwagen

Die Wagen des Typ TF 20/29 (HAWA-Wagen)

Vorbemerkungen

Im Jahre 1914 bestellte die "Große Berliner Straßenbahn (GBS)" neue Wagen für ihr immer größer werdendes Netz. Der Auftrag wurde an die Hannoversche Waggonfabrik AG (HAWA) vergeben, was dem Wagen später den Namen gab. Die Typenbezeichnung lautete TF 20/29, von denen 103 Triebwagen beschafft wurden.

Die Wagenkästen vor der Modernisierung

Geliefert wurden die Wagen mit einer Länge von 10 Meter, einem Achsabstand von 3 Meter. Sie waren die ersten von der HAWA gelieferten Wagen mit geschlossener Plattform: Die Einstiege bestanden aus Umsetztüren.
Der Triebwagen zeichnete sich durch die relativ hochbeinigen Fahrgestelle und vier großen Fenstern aus. Durch diese Fahrgestelle hatten die Wagen ein Gewicht von 12,6 Tonnen, bei 23 Sitz- und 41 Stehplätzen.

Die Modernisierung

In den Jahren 1928/29 erfolgte bereits die Modernisierung der Wagen bei der Firma Nationale Automobil Gesellschaft (NAG) in Oberschöneweide. Im Rahmen dieser Modernisierung wurde der Wagenkasten um 1 Meter verlängert. Die Stirnfronten erhielten, ähnlich wie der spätere Typ T24, beleuchtete Liniennummern und Zielschildkästen.
Durch die Verlängerung verfügte der Wagen nun über eine Länge von 11 Meter. Er bot 24 Personen einen Sitzplatz, weitere 65 Personen konnten sich einen Stehplatz aussuchen. Es wurden zwei weitere Fenster installiert und das Gewicht erhöhte sich auf 14 Tonnen.

Bild: Triebwagen 128 am Nauener Tor

Triebwagen 128 am Nauener Tor
Foto: unbekannt, Quelle: Stadt- und Landesbibliothek Potsdam, Sammlung Brandenburgica

Der Antrieb und die Steuerung

Als Fahrmotoren kamen zwei Gleichstrom-Reihenschluß-Motore vom Typ US 351 mit je 39  kW Leistung in Tatzlagerausführung zur Verwendung. Der Fahrschalter war vom Typ FB3, ein zur damaligen Zeit gängiger Typ. Bei diesem Typ handelt es sich um einen grobstufigen Schleifringfahrschalter mit elf Fahrstufen und sieben Bremsstufen. Als Bremse diente eine elektrische Kurzschlussbremse und als Feststellbremse eine handbediente Scheibenbremse.

Die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg

Nach Ende des Zweiten Weltkriegs wurden, wie fast alle andere Typen auch, die Wagen nur notdürftig instand gesetzt. Erst Anfang der 1950er Jahre wurden diese etwas modernisiert. Dabei wurde das Laternendach gegen ein Flachdach getauscht, innen wurden Leuchtstofflampen installiert. Die Kontaktstange wurde gegen einen Scherenstromabnehmer getauscht.
Durch die Teilung Berlins und der Trennung der Verkehrsbetriebe verblieben bei der BVG-Ost nur acht Triebwagen und stellten somit eine Splittergattung dar.
So kamen 1956 sechs Triebwagen nach Potsdam. Hier wurden die Liniennummer- und Zielkästen entfernt und in einer anderen Bauart in der Stirnfront untergebracht. Ihr Einsatz endete bereits 1961, alle Wagen dieses Typs wurden verschrottet.


Autor:
Michael Dittrich

Quelle:
Verkehrsgeschichtliche Blätter, Ausgabe Februar 1979, Lothar Schwarz
Stadtverkehr Potsdam, GVE Verlag
Nahverkehr Potsdam, Verlag Geramond, ISBN: 3-932785-03-7


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